Happy Birthday Budokan!

お誕生日おめでとうございます

budokanIm Oktober feiert Tokios Nippon Budokan, so der offizielle Name, seinen fünfzigsten Geburtstag.

Ursprünglich erbaut für die Judo-Wettkämpfe der olympischen Spiele 1964, wurde das Budokan in späteren Jahren zu einer der bekanntesten Konzerthallen der Welt.

Als erste westliche Rockgruppe, gaben die Beatles dort im Juni 1966 eines ihrer letzten Konzerte. 1972 nahmen Deep Purple an gleicher Stelle einen Teil ihres Albums Made in Japan auf. Und obwohl Sänger Ian Gillan angeblich mit den Aufnahmen unzufrieden war, kehrte er fünf Jahre später mit seiner Ian Gillan Band dorthin zurück und veröffentlichte das Ergebnis, zunächst nur in Japan, auf Live At The Budokan.

Doch die eigentliche Blütezeit des Budokan sollte erst noch beginnen. Das vormals so abgeschiedene Japan hatte sich seit dem Krieg zum zweitgrößten Markt für Rockmusik entwickelt. Und wenn ihr Tourplan sie sowieso schon nach Australien führte, ergänzten jetzt immer mehr Künstler ihren Kalender um ein paar Termine auf den japanischen Inseln. Neben etablierten Stars wie Bob Dylan oder Billy Joel, die das Land Ende der 1970er in vielen Fällen zum ersten Mal besuchten, machten sich nun auch immer mehr aufstrebende Neulinge auf den Weg nach Fernost. Und dem Budokan – mit seinen 12.000 Plätzen, zu der Zeit die größte Halle des Landes – kam dabei eine Hauptrolle zu.

Cheap Trick verhalf ihr dort aufgenommenes und nach der Halle benanntes Live-Album 1979 zum internationalen Durchbruch. Bis zum Zeitpunkt der Aufnahme eigentlich nur in Japan wirklich umjubelt, konnte sich die Band bereits vier Monaten nach der Veröffentlichung der Platte in den USA über eine Million verkaufte Exemplare freuen. Cheap Trick wurden zu Stars und nebenbei wurde auch das Budokan weltberühmt.

Natürlich zog dieser kommerzielle und künstlerische Erfolg (der Rolling Stone wählte Cheap Tricks At Budokan später in seine Liste der 500 besten Platten aller Zeiten) zahlreiche Nachahmer nach sich. Bob Dylan veröffentlichte noch im selben Jahr seine eigene Version eines „At Budokan“. In seinem Fall jedoch mit einem finanziell wie künstlerisch weniger gesegneten Doppelalbum. Besser erging es da Eric Clapton und seinem im Dezember 1979 in der Halle aufgenommenen Just One Night. Mehr als 500.000 US-Käufer griffen 1980 zu diesem Zweifach-Vinyl*.

Seitdem offiziell auf Tonträger veröffentlicht wurden unter anderem die Auftritte von:

  • MSG (Michael Schenker Group): One Night At Budokan (1981)
  • Quincy Jones: Live At Budokan (1981 – nur in Japan)
  • Blur: Live At The Budokan (1996 – nur in Japan)
  • Mr. Big: Live At Budokan (1997)
  • Journey: Greatest Hits Live (1998 – nur einige Aufnahmen stammen vom Budokan)
  • Chic: Live At The Budokan (1999)
  • Ozzy Osbourne: Live At Budokan (2002)
  • Bryan Adams: Live At The Budokan (2003 – nur USA)
  • Dream Theater: Live At Budokan (2004)

Beweis für den Aufstieg der tokioter Halle zu einer der berühmtesten Konzertbühnen der Welt sind aber auch Platten wie John Hiatts 1994er Live-Album Hiatt Come Alive At Budokan? oder das 1992er Live At Budokan der S.O.D. (Stormtroopers Of Death). Keine der dort enthaltene Aufnahmen stammt in Wirklichkeit aus dem Budokan. Name und Renommee der Halle wirkten in diesen Fällen aber offenbar so anziehend, dass man seine eigenen Konzerte kurz entschlossen dorthin träumte.

Dieses Jahr wird diese legendäre Konzert- beziehungsweise eigentlich ja Judo-Halle fünfzig Jahre alt. Mögen es noch viele weitere werden! Und wenn Sie sich jetzt, lieber Leser, aus deutscher Sicht fragen, „wo bleiben in dieser Geschichte die Scorpions. Die einzig echte Big-in-Japan-Band unseres Landes?“ Ein offizielles At-Budokan-Album der Scorpions gibt es nicht. Auch auf den anderen Live-Alben der Hannoveraner sucht man die Halle vergebens (Tokyo Tapes stammt aus der Sun Plaza Hall). Aber natürlich waren sie auch da.

*Ich denke, es versteht sich (fast) von selbst, dass keine der genannten Platten im Schlager-, Umpfta-Rock- und Kirmestechno-affinen Deutschland auch nur so was ähnliches wie eine Edelmetallauszeichnung bekommen hat.

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